Weinlese in Lückert

Südhang
Südhang

Wie geht eigentlich Hobbywinzer? – das war die Frage, als ich 2006 in bester Südhanglage 20 Rebstöcke der Sorte „Regent“ in meinem Garten pflanzte. Ich hatte natürlich überhaupt keine Ahnung vom Wein machen, aber meine ersten Versuche mit Apfelwein in den Jahren zuvor waren ziemlich überzeugend gewesen. Rotwein konnte da doch nicht so viel schwieriger sein, dache ich mir, und das Internet würde den Rest schon irgendwie erklären.

Ernte
Ernte

Zwei Jahre später konnte ich auch schon die ersten spärlichen Trauben ernten, jedoch hatten sich die Vögel innerhalb kürzester Zeit über das Meiste her gemacht und als Dankeschön meine Terrasse von oben bis unten blau-weißlich vollgekackt, so dass sich Wein machen kaum lohnte.

2009 war ich dann schlauer und hängte Vogelnetze auf. Und Ende September war es dann auch so weit. Bei schönstem Sonnenschein machte ich mich an meine erste wirklich ernst zu nehmende Weinlese in Lückert.

Entrappen
Entrappen

Sie ergab immerhin 2 1/2 Wäschewannen voll wunderschöner Trauben mit einem Zuckergehalt von 76° Oechsle – kein schlechter Wert für hiesige Gefilde.

 

Damit der Wein nicht bitter schmeckt, mussten die Beeren zunächst von allen Stielen und Stengeln abgepiddelt werden.

Entrappen
Entrappen

Der Traubensaft kwutschte dabei über die Finger und verklebte hartnäckig alles, was man in die Hand nahm, so dass selbst mein Tabakpäckchen so dermaßen von einer dicken Schicht  Zuckersirup verklebt war, dass ich nicht in der Lage war, mir ne Zigarrette zu drehen.

Vorsicht, glitschig
Vorsicht, glitschig

Im Jahr zuvor hatte ich noch  probiert, die Beeren mit der Hand zu zerquetschen, musste aber einsehen, dass es einen guten Grund gab, warum die Menschen seit Jahrtausenden die Beeren mit den Füßen zertreten. Das kannste mit der Hand vergessen, viel zu anstrengend und wenig effizient. Das geht mit den Füßen viel besser und gibt schließlich hinterher ja auch geschmacklich noch das gewisse Etwas 😉 Also rein in die Wanne und los… ziemlich glitschig und kalt, funktionierte aber hervorragend. Ab nun heißt die Matsche mit Kernen, Pelle und Saft übrigens Maische. Nachdem die Beeren nur noch Brei waren, kam diese immerhin 26 Liter, zusammen mit Weinhefe und etwas Schwefel, in einen 30 Liter fassenden Plastikbottich mit Gärverschluss.

Die besondere Würze
Die besondere Würze

Vielleicht hätte ich mich doch lieber an den Hinweis halten sollen, dass der Bottich nur bis zur Hälfte befüllt werden soll, denn schon in der Nacht brodelte die Gärung so heftig, dass der Gärverschluss  weggedrückt wurde und der Inhalt wie feiner roter Badeschaum oben rausblubberte. Die kleinen Bläschen sprenkelten meine komplette Küche, als sie an der Luft zerplatzen, und tauchten alles drumherum in ein klebriges Rot. Eine riesen Sauerei. Da ich keinen weiteren Bottich hatte, musste ich leider einen Teil der Maische entsorgen.

 

Filtern und sieben
Filtern und sieben

Fünf Tage später konnte ich die ganze Matsche endlich abpressen und den reinen Saft in einen Glasgärbehälter umfüllen. Übrig blieb der ziemlich trockene Tresterkuchen aus Pelle und Kernen, die ich auf dem Kompost entsorgt habe. Beim Vergären des Saftes braucht man man die nächsten Wochen eigentlich nur noch zuschauen.

Abpressen
Abpressen

Da sich mit der Zeit aber am Boden Schwebstoffe und Hefe im Ballon absetzen, musste ich ihn noch zweimal auf andere Ballone umfüllen, bis ich ihn dann letztlich auf Flaschen gezogen hab.

Als Ergebnis bekam ich dann 20 Flaschen Rotwein, der tatsächlich gar nicht schlecht schmeckte. Aber der Aufwand ist dafür schon echt beachtlich…

 

Irgendwann werde ich mich dann auch mal an Grappa versuchen. Der Schnaps wird aus dem Trester gebrannt – wir wollen ja nix umkommen lassen 🙂

Lückerter Rothaut 2009
Lückerter Rothaut 2009

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